Afrotopia

Einmal bislang habe ich den ehemaligen Königspalast in Abomey/République du Bénin besucht. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist eine beeindruckende Anlage, ich hatte eine gute Führung, sah wenige Besucher und wenige Objekte. An der Kasse das Übliche in Benin: kein Wechselgeld. Auch wenn man mit dem kleinsten Geldschein bezahlt, dauert es eine Ewigkeit, bis die Groschen Rückgeld aufgetrieben sind. Aus dem Palast, heute Museum und ehemals das Zentrum von Dahomey, wurden 1892 unter dem französischen General Dodds Kunstwerke geraubt. Benin forderte sie seit Langem zurück.

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Belting und Buddensieg: das Senghor-Buch

Léopold Sédar Senghor war der erste Staatspräsident des 1960 unabhängig gewordenen Senegal, der in der Kolonialzeit zu Französisch Westafrika gehörte. Senghor war geistiger Brückenbauer, Politiker und Dichter. Hans Belting und Andrea Buddensieg haben ein Buch über den Schöngeist, den Humanisten Senghor geschrieben. 1966 war Senghor mit dem Festival Mondial des Arts Nègres, dem „Weltfestival der Negerkünste“, Impulsgeber für die spätere „Dak’Art“. Diese Kunstbiennale in Dakar, der Hauptstadt Senegals, war 1992 die erste in Afrika südlich der Sahara und findet seitdem regelmäßig statt. Senghor (1906-2001) hatte in Dakar eine nationale Kunstszene aufgebaut. Sein Konzept, die Négritude, ist bis heute umstritten. Senghors Aussage, die Vernunft sei griechisch, der „Neger“ eher emotional, machte ihm kaum Freunde. Landsleute warfen ihm vor, die Négritude sei eine Sklavin der Francophonie. Belting und Buddensieg sehen in Senghor den Visionär für einen Neuanfang der Welt mittels Kunst und Kultur. In der Medien- und Konsumära sei dieser Typus „quasi ausgestorben“. Dass die „vergessene oder verdächtige Kulturpolitik“ Senghors scheiterte, habe weniger an der Idee, eher an den Bedingungen gelegen. Muss eine Idee nicht gerade für ihre Bedingungen taugen? Senghors Vision war ein Dialog der Kulturen, ein weltweiter Humanismus, eine Moderne aus afrikanischer Sicht. „Multiple Modernen“ sind – mit Rasheed Araeen – länger schon Beltings Thema. Senghor habe in Paris, damals Zentrum der modernen Kunst, die Moderne gesucht.

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When things get tough women get tougher

Von Volker Seitz.

Die Schweizer Journalisten Barbara Achermann hat einige Länder in Afrika bereist. Soeben hat sie ein rundum lesenswertes Buch („Frauenwunderland“, Reclam 2018) über die atemberaubende Erfolgsgeschichte von Ruanda veröffentlicht. Ruanda in Ostafrika gehörte bis 1994 zu den ärmsten Ländern der Welt. Der größte Erfolg, den Ruanda seither erzielt hat, ist die Reduktion der Massenarmut, schreibt Achermann. Zwischen 2006 und 2012 wurden etwa eine Million Menschen von der Armut befreit. Es ist eine der schnellsten Entwicklungen weltweit. Achermann zitiert den Oxford-Wirtschaftsprofessor Paul Collier: „Für die ärmsten Menschen auf der Welt ist es nicht zwingend ein Vorteil, in einer Demokratie zu leben. Manchmal erreicht eine Autokratie eine schnelle Reduktion der Massenarmut, manchmal eine Demokratie. Länder sind sehr unterschiedlich. Wir haben gelernt, dass Demokratie keine universelle Lösung ist… Kagame etablierte eine vorbildliche Leistungskultur in den Behörden.“ Paul Kagame, der Präsident Ruandas, wird von westlichen Beobachtern gerne als „umstritten“ bezeichnet. Aber die positiven Resultate seiner Politik zieht kaum jemand in Zweifel. Ruanda hat sich unter seiner Führung in den vergangenen zwei Jahrzehnten schneller entwickelt als jedes andere afrikanische Land. Oft hört Achermann, dass ohne Kagames klare Linie und seine feste Hand sich das Land nicht so rasch entwickelt hätte. Es sei ein Handel, den viele bewusst eingehen: wirtschaftliche Entwicklung gegen politische Freiheit. Leute, die den Präsidenten ablehnen, seien schwerer zu finden als solche, die ihn feiern.

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